LAG-Bildung – Positionspapier: Stellungnahme der LAG Bildung zur Überarbeitung der Bildungspläne

Ausgangslage

Die LAG-Bildung der GRÜNEN Hamburg hat sich im März 21 auf einer LAG-Sitzung mit der Überarbeitung der Bildungspläne beschäftigt. Rainer Köker, Leiter des Grundsatzreferats der BSB, hat die LAG über den Rahmen der Überarbeitung informiert und Fragen beantwortet. Die Überarbeitung der Bildungspläne ist im Vertrag über den Schulfrieden beschlossen worden und folgt den Kriterien aus dem Koalitionsvertrag. Die LAG möchte mit dieser Stellungnahme einen konstruktiven und kritischen politischen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bildungspläne im Sinne einer „Bildung für das 21. Jahrhundert“ beitragen.


Grundsätzlich begrüßt die LAG Bildung …

… die Überarbeitung der Bildungspläne. Einzelne Pläne, wie der Bildungsplan gymnasiale Oberstufe (GyO) sind schon über zehn Jahre alt.

… die Formulierung von „Leitperspektiven“ mit hoher gesellschaftlicher Relevanz:

1. Werte- und Demokratieerziehung,
2. Bildung für nachhaltige Entwicklung,
3. Lernen und Leben in der digital geprägten Welt

… dass ein sprachsensibler Fachunterricht eine hohe Priorität in den Bildungsplänen bekommen soll.

… dass an der Kompetenzorientierung festgehalten wird.


Die LAG-Bildung vermisst …

… den Sprung in eine „Bildung für das 21. Jahrhundert“. Die Überarbeitung bekräftigt die bestehende Struktur einer fächerorientierten Bildung, die kaum auf Wissensvernetzung und fächerübergreifendes Denken setzt.

… Gestaltungsräume in der Umsetzung der Bildungspläne für die einzelne Schule. Durch die Festlegung eines Kerncurriculums mit vordefinierten Inhalten befürchten wir, dass die Gestaltungsmöglichkeiten für die Einzelschule sehr begrenzt werden.

… die Priorisierung eines umfassenden Kompetenzerwerbs. Stattdessen ist zu befürchten, dass durch die Ausweisung eines Kerncurriculums der Inhalt und das Wissen wieder in den Vordergrund rücken. Die Bildungspläne könnten wieder zu Lehrplänen herabgestuft werden.

… Antworten zur Lösung des Problems der Bildungsbenachteiligung: Wenn nach wie vor ca. 30% der Schüler*innen in Hamburg nicht die Standards erreichen, müssen Bildungspläne Konzepte zur Lösung dieses Problems enthalten.

… ein transparentes Konzept zur Beteiligung der Schulen und deren Akteur*innen (Schulleitungen, Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern) an der Gestaltung der Überarbeitung der Bildungspläne. Wir befürchten, dass die Überarbeitung nur auf der Referentenebene erfolgt, ohne dass die Praktiker*innen und Betroffenen Partizipationsmöglichkeiten haben. Auch ein Revisionsprozess nach einer Erprobungsphase ist offensichtlich nicht vorgesehen.

… eine frühzeitige Beteiligung der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und der mit Bildung befassten gesellschaftlichen Akteur*innen. Die Frage, was junge Menschen heute lernen, ist eine Frage, die die gesamte Gesellschaft angeht. Bildung im 21. Jahrhundert ist nicht mehr nur das Abarbeiten eines Bildungskanons, sondern die komplexe Frage nach der Gestaltung einer hochflexiblen, sich schnell wandelnden und technologisch orientierten Welt. Das ist eine Aufgabe, die die Expertise vieler Beteiligter benötigt.


Die LAG-Bildung fordert, dass …

… die Überarbeitung der Bildungspläne nicht nur eine Fortschreibung der bestehenden Bildungspläne ist, sondern den Blick öffnet für die Entwicklung einer „Bildung für das 21. Jahrhundert“, in der der Fokus stärker auf eine vernetzte Bildung und die Lösung von komplexen gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen gelegt wird. Dazu muss das starre Denken in Fächern überwunden werden.

… auch wenn die Vereinbarung zum Schulstrukturfrieden Vorgaben zu „verpflichtenden Unterrichtsinhalten und verpflichtendem Fachwissen“ macht, die Überarbeitung der Bildungspläne allenfalls ein Zwischenschritt auf dem Weg zu zukunftsorientierten Bildungsplänen sein kann. Das heißt nicht, dass Inhalte und Fachwissen unwichtig sind, eine Fokussierung darauf greift allerdings zu kurz.

… den Schulen ein deutliches Mitspracherecht an der Überarbeitung gegeben wird.

… die Schulen Gestaltungsräume in der Umsetzung der Bildungspläne bekommen.

… dass die Kerncurricula das Unterrichtsgeschehen nicht bestimmen dürfen, sie sollten maximal 40% des Bildungsplans und der Unterrichtszeit in Anspruch nehmen.

… außerschulische Beteiligte die Gelegenheit bekommen, ihre Expertise in die Gestaltung der Bildungspläne einzubringen und eine Erprobungsphase mit transparenter Evaluation unter Einbezug gesellschaftlich relevanter Gruppen installiert wird.


Die LAG-Bildung ist der Überzeugung, dass …

… der Schulstrukturfrieden in der jetzigen Form kein geeignetes Instrument ist, die Schulen in Hamburg weiterzuentwickeln. Die aktuellen und künftigen gesellschaftlichen Entwicklungen in der Welt, in Europa und in Deutschland lassen sich mit dieser Denkweise nicht mehr abbilden.

… wir zu einem neuen Verständnis von schulischer und lebenslanger Bildung kommen müssen, um die großen Herausforderungen der Menschheit, vor denen wir gerade stehen, bewältigen zu können.