Positionspapier der LAG Planen Bauen Wohnen zum Vorhaben des Baus einer Staatsoper auf dem Baakenhöft

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Die hier dargestellte Position ist der Arbeitsstand der Arbeitsgemeinschaft, den wir zur weiteren Diskussion veröffentlichen, aber kein Beschluss von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Landesverband Hamburg.

Die Stadtentwicklung Hamburgs wollen wir Grüne in Hamburg als Chance für uns alle in einem gemeinsamen Prozess mit den Menschen in dieser Stadt als vielfältige, weltoffene Stadtgesellschaft verstanden wissen. Es ist für uns elementar, dass in der Geschichte unserer Stadt herausragende Orte ihre historische Bedeutung für nachfolgende Generationen sichtbar machen.

Es bringen sich immer wieder Unternehmen oder Privatpersonen mit Ideen ein und nehmen Geld in die Hand, um symbolträchtige Gebäude zu errichten oder bestehende zu erweitern oder zu sanieren. So sehr wir das begrüßen, wollen wir sicherstellen, dass wir als Stadt nur Einbringungen von Unternehmen oder Personen akzeptieren, die bereit sind, ihre Vergangenheit im Nationalsozialismus aufzuarbeiten, sich zu ihrer Rolle dezidiert zu äußern und sich ggf. glaubhaft zu distanzieren.

Wir halten es für wichtig, die Stadtentwicklung mit Menschen und Unternehmen zu gestalten, die zu unseren Werten als weltoffene und vielfältige Gesellschaft stehen.

Im Fall der Schenkung einer Oper durch den Unternehmer Kühne kritisieren wir die Entscheidung des Senates und des ersten Bürgermeisters, ein Operngebäude auf dem Baakenhöft ohne Beteiligung der Bürger*innen oder ihrer Vertreter*innen im Bezirksamt und der Hamburgischen Bürgerschaft genehmigen zu wollen und entsprechende Vereinbarungen geschlossen zu haben.

Gerade aufgrund der Schwierigkeiten, die in anderen Bundesländern bei der Sanierung von Kulturbauten entstanden sind, ist ein nachhaltig geplanter Neubau der Staatsoper eine Chance für die Kulturstadt Hamburg. Wir lehnen daher einen Neubau der Staatsoper nicht grundsätzlich ab.

Die Standortwahl muss jedoch unter verschiedenen Varianten breit und ergebnisoffen diskutiert werden. Dabei ist zwischen einem exponierten Standort wie dem Baakenhöft und einem zentraleren Standort abzuwägen. So könnte bspw. der drohende Funktionsverlust der Mönckebergstraße durch eine solche kulturelle Einrichtung aufgefangen werden.

Unabhängig von der Standortentscheidung für die Oper, sollte auf dem Baakenhöft die Aufarbeitung und Dokumentation des kolonialen Erbes dieses Ortes erfolgen.

BEGRÜNDUNG

Im Vergleich zu Dr. Oetker, Quandt und der Deutschen Bank zeigt Kühne + Nagel eine deutlich geringere Bereitschaft zur Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit. Während die anderen Unternehmen aktiv Historiker beauftragten, Archive öffneten und Ergebnisse veröffentlichten, hält Kühne + Nagel Informationen zurück und vermeidet eine umfassende öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Diese Haltung steht im Kontrast zum allgemeinen Trend deutscher Unternehmen, ihre NS-Geschichte transparent aufzuarbeiten und Verantwortung für vergangenes Unrecht zu übernehmen.

Hier Links zu Veröffentlichungen zum Thema:

https://taz.de/Kuehne–Nagel-im-Nationalsozialismus/!5893971

https://jacobin.de/artikel/nagel-karl-heinz-michael-kuehne-nationalsozialismus-entnazifizierung-m-aktion

https://nordtribuene-hamburg.de/alt-reich-uneinsichtig-der-fall-kuehnenagel-und-der-nationalsozialismus

https://www.welt.de/wirtschaft/article142725842/Kuehne-Nagels-Rolle-bei-der-Auspluenderung-der-Juden.html

Kolonialismus: https://kolonialismus.blogs.uni-hamburg.de/2025/02/04/dokumentation-baakenhafen-stellungnahme-kuehne-oper-und-koloniale-amnesie-in-hamburg-wir-brauchen-einen-kolonialen-gedenkort-und-keine-versiegelung-von-hamburgs-historischer-verantwortung/