Hochwasserschutz an der Este, in Süderelbe und im Alten Land – aus Fehlern der Vergangenheit lernen, EU‑Richtlinien umsetzen und die Zusammenarbeit von Hamburg mit Niedersachsen initiieren

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Der Klimawandel wird weitreichende Folgen für Norddeutschland und damit für die Region Süderelbe, die Este und das Alte Land haben. Es wird zukünftig höhere Temperaturen, veränderte Niederschläge und Wind geben. Die Gefahr für Sturmfluten der Elbe und Binnenhochwasser an der Este wird steigen. Hochwasserschutz ist von besonderer Bedeutung für Hamburg.

Die gesetzlichen Vorgaben sind durch die Wasserrahmenrichtlinie der EU und das Wasserhaushaltsgesetz des Bundes geregelt. Die Elbe und ihre Nebenflüsse, wie die Este, bilden demnach eine Flussgebietsgemeinschaft. Alle Maßnahmen, die Folgen für die anderen Anlieger am Fluss haben, müssen so erfolgen, dass kein anderer Anlieger Nachteile hat. Die Bundesländer sind gesetzlich verpflichtet, zusammenzuarbeiten.

Das Alte Land ist durch die Elbdeiche und das Estesperrwerk geschützt. Von den Harburger Bergen, Hausbruch, der Fischbeker Heide, Neuwiedenthal und Neugraben wird Wasser durch den Moorgürtel ins Alte Land und in die Elbe geleitet. Ein ausgeklügeltes System von Deichen, Gräben zur Be- und Entwässerung und Schöpfwerken reguliert den Wasserstand.

Die Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Hamburg ist bisher nicht planvoll. Das zeigt sich an folgenden Beispielen:

2015 hat die Stadt Buxtehude ein Planfeststellungsverfahren zum Bau von Deichen in der Stadt eingeleitet. Die Folge wären höhere Wasserstände an der Este, die die Unteranlieger, d.h. die Anwohnerinnen und Anwohner auf Hamburger Gebiet, in Cranz und Neuenfelde treffen würden. Es gab keine Absprache mit Hamburg. Erst Bürgerinnen und Bürger des Arbeitskreises Cranz haben diese Planungen bekannt gemacht und die Behörde für Umwelt und Energie hat daraufhin Widerspruch im Verfahren eingelegt. Alternative Planungen wie ein Querdamm im Oberlauf, Ausweisung von neuen Poldern, nachdem Retentionsflächen in Buxtehude bebaut wurden, sind nicht erfolgt. Damit wurden neue Gefahrenlagen für die Unteranlieger geschaffen, Hamburg wurde nicht informiert.

Laut dem Niedersächsischen Deichgesetz sind die Deiche an der Este Küstenschutzdeiche. Die Bestickhöhe soll 4 m betragen. Bei dieser Höhe wären aber in Cranz der Estebogen mit Wohnhäusern, Schule, Kindergarten und Sportplatz überschwemmt. Es gibt keine einheitlichen Vereinbarungen der beiden Bundesländer zum Deichgesetz. Es kann nicht sein, dass Niedersachsen höhere Deiche baut und Überschwemmungen auf Hamburger Gebiet in Kauf nimmt.

Die Kulturlandschaft Altes Land, die auf dem Weg zum Weltkulturerbe ist, wird durch das restriktive niedersächsische Deichgesetz gefährdet. Die seit Jahrhunderten gewachsene Besiedelung und Bebauung der Dörfer an der Este, die das Alte Land prägen, ist in Gefahr.

Laut EU‑Richtlinie sind an den Nebenflüssen der Elbe Überschwemmungsgebiete auszuweisen. Das hat Hamburg für die Este und den Falkengraben fristgerecht getan. Nun müssten jedoch von beiden Bundesländern gemeinsame Absprachen über Bebauung und Veränderung am Flusslauf der Este erfolgen. Passiert ist bisher jedoch nichts.

In Neu Wulmstorf, Buxtehude und in Neugraben‑Fischbek sind bereits und werden in naher Zukunft große Neubaugebiete ausgewiesen und gebaut. Die Flächenversiegelung hat zur Folge, dass mehr Wasser in das Moor im Naturschutzgebiet Moorgürtel, die Este und durch das Alte Land in die Elbe eingeleitet wird. In der Este steigen die Wasserstände. Es muss gemeinsame Planungen geben, Hamburg als Unteranlieger muss seine Rechte geltend machen.

Das Neuenfelder Schleusensiel ist durch die Verschlickung im Mühlenberger Loch funktionslos geworden. Das schafft Probleme für die Be- und Entwässerung der Obstanbauflächen im Alten Land.

Wir fordern die Grünen Senatsmitglieder und die Grüne Bürgerschaftsfraktion auf, sich für die Zusammenarbeit von Hamburg und Niedersachsen für Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Süderelbe, dem Alten Land und der Este einzusetzen durch:
  1. Auf Initiative Hamburgs soll ein Dialogforum eingerichtet werden, an dem alle anliegenden niedersächsischen Landkreise, die Stadt Buxtehude, die Freie und Hansestadt Hamburg und die Initiativen (BI Este, IG Este und der Arbeitskreis Cranz) beteiligt sind.

  2. In dem Dialogforum sollen alle Maßnahmen, die den Hochwasserschutz im Süderelberaum, dem Alten Land und der Este betreffen, abgestimmt werden.

  3. Ziel soll die Erstellung eines länderübergreifenden, wasserwirtschaftlichen Konzepts sein, um eine umwelt- und klimaverträglichere Entwässerung der Neubaugebiete in Buxtehude, Neu Wulmstorf und Neugraben-Fischbek durch den Moorgürtel und das Alte Land in die Elbe zu sichern. Eine Alternative für die Be- und Entwässerung des Alten Landes für das Neuenfelder Schleusensiel soll geschaffen werden.

  4. Die Ergebnisse der KLEE Forschungsprojekt (Klimaanpassung Einzugsgebiet Este ) der TU Hamburg Harburg, das im Juni 2016 fertiggestellt wurde und Renaturierungsmaßnahmen im Oberlauf der Este, den Bau von Poldern und einem Schöpfwerk an der Estemündung bewertet, soll in die Planung einbezogen werden.

  5. Die Naturschutzverbände sollen in die Planungen einbezogen werden.